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Kennen Sie das? Sie gehen aus dem Büro und haben das Gefühl, nichts wirklich geschafft zu haben – obwohl Sie den ganzen Tag durchgepowert haben. Abends liegt der Körper auf dem Sofa, aber der Kopf arbeitet weiter: Habe ich XY geantwortet? Wann war noch mal die nächste Teamsitzung? Wie war nochmal der Zugang zum Intranet? Und zwischendurch: Mist, ich muss noch einkaufen.
Willkommen im Mental Load.
Was ist Mental Load – und warum betrifft das nicht nur Eltern?
Der Begriff stammt ursprünglich aus dem privaten Bereich, vor allem im Zusammenhang mit unbezahlter Care-Arbeit. Aber Mental Load gibt es längst auch im Job – und zwar überall dort, wo Menschen viele kleine Dinge gleichzeitig im Kopf haben, koordinieren, vorbereiten, auffangen oder mitdenken müssen. Und das meistens, ohne dass es irgendjemand bemerkt.
Mental Load ist das, was nicht im Kalender steht. Es ist die ständige Anspannung im Kopf, alles im Blick behalten zu müssen. Das Gefühl, dass Sie allein daran denken müssen – sonst fällt es hinten runter.
Warum Mental Load so schwer greifbar ist
Das Schwierige: Mental Load macht nicht laut auf sich aufmerksam.
Es brennt nicht sofort. Es drückt nicht direkt auf die Brust. Es ist leise, schleichend – aber dauerhaft da. Und irgendwann merken Sie: Die Geduld wird dünner. Der Schlaf schlechter. Die Motivation schwindet. Die kleinste Bitte wird zum Auslöser.
Viele Menschen – vor allem in Verantwortung – denken dann: „Ich bin halt nicht belastbar genug.“
Aber genau das ist das Problem. Mental Load hat nichts mit Schwäche zu tun. Es ist keine persönliche Macke. Es ist eine systemische Überforderung.
Was im Gehirn bei Dauerbelastung passiert
Unser Gehirn kann mit kurzfristigem Stress gut umgehen. Es ist gemacht für Fokus und Höchstleistung – aber nur in Phasen. Wenn Pausen fehlen, wenn unser Nervensystem keine Entlastung bekommt, bleibt der Stresspegel dauerhaft erhöht.
Die Folge: Konzentrationsprobleme, Reizbarkeit, emotionale Erschöpfung. Und das häufig ohne „äußeren“ Grund. Von außen sieht alles aus wie immer – aber innen wird’s eng.
Neurowissenschaftlich betrachtet: Die kognitive Last („Cognitive Load“) führt zur Überbeanspruchung des präfrontalen Kortex – genau der Hirnregion, die für Planung, Entscheidungsfähigkeit und Impulskontrolle zuständig ist.
Wer besonders betroffen ist
Mental Load betrifft nicht nur Führungskräfte oder Eltern. Besonders gefährdet sind auch:
- Menschen mit hoher Eigenverantwortung (z. B. in kleinen Teams oder als Schnittstelle)
- Mitarbeitende im Gesundheits- und Sozialbereich
- Personen, die „alles im Blick behalten“ – ohne offizielle Projektleitung zu haben
- Frauen – weil sie häufig auch im Job fürs „Mitdenken“ zuständig gemacht werden (z. B. Teamevents, Geburtstagslisten, emotionale Stimmung)
Was Unternehmen tun können – und sollten
1. Mental Load sichtbar machen
Fragen Sie in Teams nicht nur: Was sind deine Aufgaben? – sondern: Was trägst du mit, was nirgendwo steht?
2. Verantwortungen klar benennen
Verantwortung, die alle ein bisschen haben, hat oft niemand so richtig. Klare Rollen, klare Zuständigkeiten – das entlastet.
3. Meetings und Kommunikationsflut reduzieren
Zu viele Kanäle, ständige Erreichbarkeit und Meeting-Marathons sind Haupttreiber für mentale Überlastung.
4. Mikropausen fördern – ohne schlechtes Gewissen
Atempausen, bewusste Übergänge zwischen Aufgaben, kurze Unterbrechungen: Das Nervensystem braucht Erholung, um leistungsfähig zu bleiben.
5. Führungskräfte sensibilisieren
Nicht nur mit dem Finger zeigen („Selbstfürsorge ist wichtig“), sondern Strukturen schaffen, die Achtsamkeit und Entlastung wirklich möglich machen.
Fazit: Mental Load ist nicht sichtbar – aber spürbar
Die To-do-Liste im Kopf kann genauso erschöpfend sein wie volle E-Mail-Postfächer. Nur sieht man sie nicht. Und genau deshalb braucht es Aufmerksamkeit – und Veränderungen auf struktureller Ebene.
Wenn Sie merken, dass Ihr Team funktioniert, aber niemand mehr so richtig atmet – wird es Zeit, über Mental Load zu sprechen.
Ich unterstütze Unternehmen dabei, mentale Belastungen zu erkennen, zu benennen und wirksam zu reduzieren – mit praxisnahen Formaten, Workshops und Impulsen für gesunde Arbeitskultur.
👉 Sprechen Sie mich gern an – gemeinsam machen wir das Unsichtbare sichtbar.